Nr. 2 im Sommersemester 2001


Auch die Bayern...

Elin Anna Topp

...schießen Eigentore. Manchmal sogar dann, wenn sie gar nicht Fußball spielen. Dann heißen die Eigentore „Einführung eines NC für den Studiengang Informatik“ und werden in Zusammenarbeit mit der Süddeutschen Zeitung geschossen.
Wie? Ganz einfach:

Die TU München wird im Herbst 2000 (ähnlich wie andere Unis) von großen Mengen angehender Informatikstudierender überrannt. Als Ergebnis stellt auf Nachfrage der Fachschaft die Fakultät im Mai 2001 fest, daß es eine gute Idee wäre, einen NC einzuführen.

Ungefähr zeitgleich fragt die Informatikfachschaft der Uni Karlsruhe nach, wie es denn hier mit einem NC stünde und bekommt die Auskunft, daß die Fristen zur Beantragung leider schon abgelaufen seien, aber nächstes Jahr ...

Zurück nach München. Dort wird heiß diskutiert. Der Dekan versucht, seinen Antrag beim Land durchzudrücken, gibt aber schon Auskunft an die Süddeutsche, die schlagzeilt: München führt für Informatik NC ein.

Karlsruhe: Die Schlagzeile der Süddeutschen wird auch hier gelesen. Der Dekan macht in einer Senatssitzung deutlich, daß wir in Karlsruhe ein echtes Problem bekämen, wenn München jetzt auch einen NC hätte, dann würde der Rest, der dort abgelehnt wird, ja vielleicht hier anfangen. Der Senat stimmt zu, daß das gar nicht gut wäre, also darf der Dekan der Informatikfakultät einen Eilantrag nach Stuttgart schicken. Abgelehnt, die Frist ist vorbei. Karlsruhe informiert die Informatikfakultät der Uni Stuttgart, wo auch geschluckt wird. Mit vereinten Kräften gelingt es jetzt den Fakultäten aus Stuttgart und Karlsruhe (manchmal ziehen auch Badener und Schwaben an einem Strang und gemeinsam sind wir stärker), das Ministerium davon zu überzeugen, daß die Einführung eines NCs zur Aufrechterhaltung der Qualität der Lehre unumgänglich wäre. Durch gewisse interne Verwirrungen im Ministerium wird auf wundersame Weise der Antrag genehmigt. Karlsruhe und Stuttgart haben den NC. Uff.

Einige Tage später, in Karlsruhe wird noch an der Ausarbeitung des Eignungsfeststellungsverfahrens gearbeitet, fahren Karlsruher Fachschuftis zu KIF und KOMA nach München. Frage an die dortige Fachschaft: Na, wie läuft denn das jetzt mit dem NC hier, wie sieht denn das Verfahren bei Euch aus. Betretenes Schweigen... ja, also, das mit dem NC, also ja, den hätten sie ja gerne gehabt, aber der Dekan war da etwas voreilig mit der Aussage in der SZ, es wäre nämlich nicht mehr möglich gewesen, weil Bayern dann zentral NCs einführen müßte und nunja, jetzt hätten sie halt keinen.

Vielleicht versucht ja München jetzt, mit dem Argument, Karlsruhe und Stuttgart hätten jetzt einen NC, selbst einen solchen zu bekommen.

Tatsache ist, daß Karlsruhe ab dem Wintersemester 01/02 eine Zulassungsbeschränkung für die Informatik hat. Zugelassen werden 550 Studierwillige. Das Eignungsfeststellungsverfahren orientiert sich in diesem Jahr zunächst noch stark an den Schulnoten (dabei geht allerdings nicht nur die Abinote ein, sondern auch ein gewichteter Mix aus Deutsch, Mathe und Fremdsprache) und sonstigen Leistungen (die erfolgreiche Teilnahme an Wettbewerben geht z.B. als positiver Faktor mit in die Bewertung ein), soll aber im nächsten Jahr ein wenig anders aussehen.

Dazu treffen sich am 12.07. Vertreter der Informatikfakultäten Karlsruhe und Stuttgart mit Vertretern des Ministeriums und einem Institut, das einen Test ausarbeiten möchte, um sich zu überlegen, wie ein <Ironie an> möglichst optimales Verfahren <Ironie aus> aussehen könnte.

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