Nr. 1 im Sommersemester 2002
Ausflug zum Flughafen Frankfurt
Martin Engel, Martin Steinbach
ObdA standen am Morgen des 31.01.2002 um 7.50 Uhr 19 Personen im Halbschlaf
auf dem Bahnsteig für Gleis 3 des Hauptbahnhofs Karlsruhe, am
Startpunkt ihres Ausfluges zum „Tor der Welt“, dem Rhein/Main-Airport
Frankfurt. Nach 1 h 15 min Fahrt inklusive Verspätung forderte man
von uns, ca. 2 km Fußmarsch zum Treffpunkt auf uns zu
nehmen. Spätestens da dürften dann alle wach gewesen sein.
Empfangen wurden wir von einer freundlichen Person, „Meister“
(Jochen) Lampe, der für die technische Aus- und Weiterbildung bei der
Fraport (Frankfurt Airport Services AG) zuständig ist. Durch
Sicherheitskontrollen hindurch gelangten wir schließlich in den
Ausbildungstrakt, wo wir gleich einen Raum beschlagnahmten, in dem uns auch
noch Herr Rolf Eisenberg, in der gleichen Abteilung wie Herr Lampe
tätig, willkommen hieß, und den wir nach einer Stunde mit
zusätzlichen Informationen über das Intranet der Fraport,
„FraVillage“, vermittelt von Klaus Laible,
Diplom-Informationstechniker und schon während seiner Studienzeit an
seinem jetzigen Arbeitsplatz bei der Fraport (früher Flughafen
Frankfurt/Main AG) tätig, verließen. Anschließend begaben
wir uns in einen Ausbildungsraum mit zehn Rechnern, der uns
freundlicherweise kurzfristig zur Verfügung gestellt wurde. Hier wurde
das globale Dorf FraVillage eindrucksvoll demonstriert, das es selbst einem
Laien ermöglicht, sich auf der übersichtlichen Site problemlos
zurechtzufinden und so Informationen über den Flughafen (Allgemeines,
aber auch aktuelle Abläufe, zum Beispiel aktueller Flugplan), aber
auch Sonstiges (z. B. Kinoprogramm) abzurufen (Übrigens: die am
häufigsten aufgerufene Site ist die der Kantine, die zwar ein deutlich
geringeres Angebot als die Mensa hat, aber deren Qualität wir leider
nicht testen konnten).
Nach dieser kurzen Demonstration genehmigten wir uns einen kostenlosen Automatenkaffee, bevor es mit dem Bus zum Energie- und Klimazentrum östlich von Terminal 2 ging:
Stockwerk: 3. - Luftfeuchtigkeit: O.K. - Temperatur: angenehm warm. Willkommen in der Energie- und „Betriebs-“Klimazentrale! Eines fiel einem bei Betreten des Raumes sofort auf: die große, konvexe Anzeigenwand der Energiekontrollstelle. Hier wird jede größere Störung angezeigt. Nach einer Simulation eines Totalausfalls (überall schöne, blinkende, rote Lichter, „Frankfurter Supergau“) erzählte man uns noch einiges über die sonstige Überwachung des Gesamtnetzes, jeder einzelnen Lampe der Vorfeld- und Start-/Landebahnbefeuerung sowie die Stromversorgung und den Aufbau des Stromnetzes, das in Spitzenzeiten 75 MW elektrischer Leistung verkraften muss, was allerdings nicht etwa nachts bei voller Vorfeld- und Bahnbeleuchtung ist, was einige von uns vermuteten. Das geht nach Auskunft des schichthabenden Angestellten sogar unter. „Das meiste brauchen wir für die Klimatechnik.“ Und da waren wir auch schon, im selben Raum, keine 3 m entfernt, war das Kontrollpult der Klimazentrale. Wie an der Energiekontrollstelle wird hier alles per PC gesteuert, selbst das Klima in Gebäuden, die am anderen Ende des Geländes liegen, jeder Ventilator, jede Pumpe, jedes Ventil kann einzeln kontrolliert und gesteuert werden.
Nach dieser wiederum eindrucksvollen Demonstration der größten
zentralen Klimakontrollstelle in Europa („Da bauen die solche
Hochhäuslein oder die europäische Messe; die Klimaanlagen von so
was hat man ja komplett im Kopf“, so der schichthabende Angestellte)
war leider keine Zeit mehr, einen der zahlreichen Notstromdiesel zu
besichtigen, was eigentlich eingeplant war. Wenn wir den sehen wollten,
müssten wir auf das Essen verzichten, aber wir waren alle hungrig.
Also begaben wir uns ins Terminal 2, wo wir von der Fraport ein Menü
in einem amerikanischen Spezialitätenrestaurant (O.K.:
McDonald’s) spendiert bekamen. Nach Aufnahme der nahrhaften Speisen
direkt am Fenster mit Blick auf das Vorfeld von Terminal 2 und die
Start-/Landebahnen konnte die abschließende Rundfahrt beginnen.
Vorbei an der Sicherheitskontrolle für EU-Flüge gelangten wir zum
Bus. Die erste Frage der Begleitperson war, ob wir auch noch eine der
Feuerwachen besichtigen wollten. Die Antwort war natürlich einstimmig
„ja“. Erster Zwischenstopp war das Ostende der beiden
Parallelbahnen, von wo aus wir einige Flugzeuge (die soll’s ja an
einem Airport auch noch geben) bei Start und Landung beobachteten und auch
vom speziellen, aus Lärmschutzgründen besonders steilen
Startverfahren in Frankfurt erfuhren. Auch erzählte uns die
Begleitperson, dass die Fluggesellschaften gerne mit besonders leisen
Maschinen („Diese Flugzeuge hört man nicht“) nach
Frankfurt kommen, unter anderem wegen erhöhter Landegebühren
für laute Flugzeuge. Nach wenigen Minuten dieses Schauspiels (2
Flugbewegungen pro Minute in der schwächsten Zeit des Jahres)
führte uns unsere Fahrt auf die Südseite des Flughafens, wo sich
die Nato-Base und das Logistikzentrum befinden. Auf der Fahrt erzählte
uns die Begleitperson einige Fakten über den Flughafen
(größter Frachtairport Europas, zweitgrößter
Passagierairport Europas mit fast 50 Mio. Passagieren, 63000
Arbeitsplätze (größter Arbeitgeber Deutschlands, 13000
Arbeitsplätze von Fraport, der Rest von Airlines, anderen
Gesellschaften und natürlich von den zahlreichen Shops), zentrale Lage
in Deutschland und Europa, größtes Verkehrsaufkommen pro
km2 Grundfläche weltweit) sowie über die
Betreibergesellschaft Fraport (Beteiligungen an anderen Airports überall
auf der Welt, eine der 3 größten Betreibergesellschaften weltweit).
Wir kamen also, nach einem weiteren kurzen Zwischenstopp mit gutem Blick auf
das Vorfeld und Terminal 1 und 2, an der Feuerwache an.
Die ahnungslosen Feuerwehrleute (nicht in ihrem Beruf ahnungslos, sondern
wegen unseres unangekündigten Besuchs) erklärten sich sofort
bereit, uns etwas über sich und ihr technisches Gerät, den
über 40 t schweren, 1200 PS starken „Simba“, zu
erzählen - die Feuerwehr muss eben auf Unerwartetes reagieren. So hat
die Feuerwehr einige Tausend Einsätze im Jahr. Im Terminal und bei
Autounfällen auf dem Frankfurter Kreuz, aber auch auf dem Vorfeld
(überwiegend vorbeugende Maßnahmen bei Betankung mit
gleichzeitigem Einsteigen der Passagiere, Notlandungen) und natürlich
auch größere Ernstfälle (gibt es zum Glück fast nie)
gehören zum Einsatzgebiet, wobei der Brandherd in 2 min erreicht sein
muß. Beim Verlassen des Feuerwehrhauses, das nur ca. 150-200 m von
der Startbahn West entfernt liegt, nahm auf dieser gerade eines der von der
Begleitperson angesprochenen modernen, unhörbaren Flugzeuge, eine Boeing
747-400, Anlauf zum Start, und deren 500000 PS meinten, sie
müssten die Behauptung der Begleitperson unbedingt widerlegen, und
irgendwie hatten sie auch die besseren Argumente.
Unsere Fahrt, ermöglicht durch einem auch nicht allzu leisen Diesel (was wahrscheinlich auch der Grund dafür war, dass wir die Flugzeuge beim ersten Stopp nicht hörten, weil der Busmotor sie übertönte), führte uns unter der Startbahn West hindurch wieder zurück auf das Vorfeld, diesmal aber auf die Westseite mit der Abfertigung für Frachtmaschinen, wo wir auch noch eine seltene Maschine mit einer noch selteneren Lackierung zu sehen bekamen: von der 747 wurde die Version –300 nicht sehr oft produziert, und die Sonderbemalung, entworfen von den Aborigines, des Flugzeuges der australischen Qantas ist einmalig!
Vorbei an zwei weiteren 747 (und gleich noch mal eine –300) und den mehrere 1000 m3 fassenden Kerosintanks, kamen wir zur Jumbohalle der Lufthansa, dem größten Flugzeugwartungsgebäude der Welt, und der Schmetterlingshalle, einer Wartungshalle für kleinere Jets. Wir fuhren weiter über das Vorfeld von Terminal 1, um unter Terminal 1 auszusteigen und unsere Rundfahrt zu beenden. Herr Lampe und die Begleitperson verabschiedeten sich von uns, Herr Eisenberg hatte uns schon nach dem Essen verlassen. Wir begaben uns dann noch mit der „SkyLine“ ins Terminal 2, um Gruppenfotos zu machen, gaben den Versuch allerdings wegen schlechter Lichtverhältnisse schnell wieder auf und kehrten zum Fernbahnhof des wahrscheinlich an Strasse und Schiene bestangebundenen Verkehrsflughafens der Welt („Wir sind nicht nur aus der Luft zu erreichen“) zurück, um mit vielen neuen Informationen über den Fraport, den Flughafen und den Luftverkehr im Kopf in einem überpünktlichen IC nach Karlsruhe zurückzufahren.
Auflösung zur Frage im Editorial:
Die gelbe Karte wurde zwölf mal und die rote Karte wurde zweimal
gezeigt.