Eulenspiegel Nr.1 im Sommersemester 96
Das Ende der IRA ?
Olaf Titz
Revisionsdatum: Mai 1996
In letzter Zeit sind diverse Gerüchte betreffend die Informatik-Rechner-Abteilung durch die Landschaft gegeistert. Die Fakten, soweit uns bekannt, sehen so aus:- Von drei wissenschaftlichen Mitarbeitern der IRA haben zwei gekündigt, die Neubesetzung der Stellen ist unklar und ihr Fortbestand spätestens ab Herbst nicht gesichert. Der dritte ist mit seiner Dissertation ausgelastet.
- Momentan beschäftigt die IRA noch drei oder vier Hiwis, die mit dem Notbetrieb, daß nicht alles zusammenbricht, voll ausgelastet sind. Dazu kommen ebensoviele technische Mitarbeiter, für die das gleiche gilt.
- Die IRA betreibt das Mailsystem für mehrere tausend Benutzer in fast allen Informatik-Instituten, sie betreibt mehrere Benutzermaschinen samt dem Pool im Keller mit rund fünfhundert Benutzern plus Praktikumsbetrieb, sie betreibt das Hausnetz in der Informatik mit hunderten von Rechnern plus Routern, Gateways etc. und sie betreibt zentrale Fileserver für Institutspools, Bootdienste, WWW-Server und einiges mehr an vermeintlichem Kleinkram.
Damit ergibt sich akut folgende Situation: die Rechner und Zentraldienste werden weiterbetrieben (bis auf den WWW-Server; was damit geschieht ist unkar, jedenfalls gibt es derzeit keinen "Webmaster"). Von einer Schließung der Pools ist derzeit offiziell nicht die Rede; es muß aber in absehbarer Zeit überdacht werden, wie er weiterbetrieben werden kann. Die Auskunft wird geschlossen, für Accountanträge und bei Problemen muß man sich an Herrn Wallrath oder Herrn Nunner wenden. (Was auch keine Dauerlösung sein kann.) Für Softwareinstallation etc. bleiben die Benutzer erst mal auf sich gestellt. Der einzige Dienst, der noch zuverlässig betrieben werden kann, ist das Mailsystem (wie gesagt, für mehrere tausend Benutzer vom Studi bis zum Dekan). Schimpfen über gelegentliche Ausfälle vor allem am Wochenende bringt wenig bis gar nichts.
Es bleiben der Fakultät eigentlich nur folgende Möglichkeiten, will man einen kompletten Zusammenbruch - der alle trifft, auch die Professoren - vermeiden:
- die IRA wird geschlossen, alle noch von der IRA betriebenen Dienste
müßten auf das Rechenzentrum migriert werden. Das gibt erhebliche
Umstellungsschwierigkeiten, von der Mehrlast für das ohnehin schon
hart an der Grenze fahrende RZ ganz zu schweigen.
Das bedeutet aus Sicht der Studis: von ihnen dringend benötigte Kapazität an Rechenleistung und Arbeitsplätzen fällt weg, das RZ ist offenbar immer noch nicht in der Lage, adäquaten Ersatz zu bieten. Bei Rechnerarbeitsplätzen und Modemzugängen zählt sowieso jeder einzelne. Aus Sicht der Institute: zentrale Dienste, an deren Funktionieren man sich gewöhnt hat und die man als selbstverständlich ansieht, sind nicht mehr verfügbar und plötzlich müssen die Institute selber Manpower dafür bereitstellen (z.B. für Mail oder Fileserver). Das kann eigentlich niemandem recht sein, nur muß man sich dessen erst mal bewußt werden. In den Institutsleitungen scheint die Meinung vorzuherrschen, die IRA koste nur Geld. Jedenfalls solange, bis in den Sekretariaten FAXe auflaufen, die Mitarbeiter seien plötzlich nicht mehr per Mail erreichbar.
- Die andere Möglichkeit: die IRA wird wieder adäquat mit Mitteln ausgestattet, und zwar so schnell wie möglich. Da der Fakultät in diesem Jahr insgesamt bis zu 20 Stellen verloren zu gehen drohen (Haushaltskürzungen und das Auslaufen der Hochschulsonderprogramme), scheint man diese Fehlstellen auf diejenigen abwälzen zu wollen, die sich am wenigsten wehren können, und das trifft die IRA. Damit sieht es also schlecht aus, wenn nicht in der Fakultät allgemein wieder das Bewußtsein dafür entsteht, wie wichtig die IRA letztlich ist.
Es wäre aus unserer Sicht jedenfalls höchst blamabel für eine Informatik-Fakultät, die eine führende Position beansprucht, wenn sie zwar Hörsäle mit technischem Schnickschnack vollstopfen, aber keinen Rechnerbetrieb aufrechterhalten kann. Fachschaft math/inf