Kleine Menschenkunde:
Akademiker,acadmicus germanicus
Sonja Pieper
Datum: Februar 1998
Der Akademiker ist eine hochentwickelte und für das Gleichgewicht des
Ökosystems unbedingt benötigte Art. Noch gehört er nicht zu den
gefährdeten Arten, aber bevor der erwachsene Akademiker seinen Platz
im einnehmen kann, um dort der seinem Beruf nachzugehen,
muss er das sogenannte Studium durchlaufen. Während dieses
mehrere Jahre dauernden Stadiums als Student ( studens universitatis )
ist er schwach und angreifbar und viele überleben dieses Stadium nicht.
Der Student tritt vor allem in Verbindung mit Universitäten
aber auch anderen Hochschulen auf. Es ist allerdings absehbar, daß in
näherer Zeit dieser Lebensraum der Studenten
- in und um Universitäten - immer mehr zerstört werden wird, da Raubetiere
z.B. der Gattung Politiker, das Gleichgewicht des Ökosystems in den letzten
Jahren empfindlich verschoben haben, zuungunsten der meisten anderen
Gattungen.
Entgegen der weitverbreiteten Annahme, der Student sei ein auf Kosten des
Ökosystems lebender Schmarotzer, handelt es sich doch um
eine in friedlicher Symbiose mit den Universitäten lebenden Art.
Nach 13-jähriger Brutzeit (manchmal auch länger), schlüpft der
Student
aus der harten Schale des Abiturs. Männliche Exemplare der Gattung
müssen
allerdings noch ein weiteres Stadium (Zivi/Bund) durchlaufen bevor die
Entwicklung zum Studenten abgeschlossen ist.
Schon bald nach der Geburt begeben sich die frischgeschlüpften
Jungstudenten auf Wanderschaft um sich eine für ihre Bedürfnisse
geeignete
Universität zu suchen an der sie dann meist die restlichen Jahre dieses
St(a/u)diums verbringen. Noch vor einigen Jahren war es auf Grund einer
hohen Überpopulation oft schwer für die Studenten ein Universität zu
finden, doch inzwischen hat sich die Lage dramatisch verändert. Zwar ist
die Überpopulation stark zurückgegangen, aber bei der Bekämpfung
sogenannter "Haushaltslöcher" mit Herbiziden
(pactum solidarium) und Pestiziden (propaganda negativa)
wurden
nun auch die Universitäten selbst
schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auf Grund dieser Tatsache konnte und
kann
lediglich das Überleben einer immer geringeren Anzahl von Studenten
gesichert werden.
Studenten ernähren sich von den Früchten der Wissenschaft und
Studentenfutter und nach vier bis sechs Jahren, während derer sie
vollkommen
auf das Wohlwollen ihrer Umwelt angewiesen sind, spinnen sie sich in eine
sogenannte Diplomarbeit ein, aus der nach ungefähr 6 Monaten ein junger
Akademiker schlüpft.
Akademiker sind ein nützlicher Teil des Ökosystems, auch wenn auch hier
einige Leute wieder meinen von Schmarotzern reden zu muessen. Manch ein
Akademiker wird dann selber Teil der Universitäten, um den Nachwuchs zu
fördern. Leider passiert es auch manchmal, dass der Akademiker, und
manchmal
sogar noch der Student, mutiert - vielleicht wegen zu hoher Strahlung? -
und zum Politiker wird.
Wegen der sich drastisch Verschlechternden Überlebensbedingungen für
Studenten appellieren wir an Ihr Mitgefühl: Nehmen Sie einen
Studenten zu sich und füttern Sie ihn mit viel Wissen, damit er diesen
kalten Winter überlebt. Auf diese Weise helfen Sie uns unser Ökosystem zu
retten!
Als Haustiere auf Dauer sind Studenten allerdings nicht unbedingt geeignet,
in Käfighaltung können sie sich nicht weiterentwickeln und es treten
häufiger Mutationen auf. Außerdem
werden sie schnell bissig, wenn man vergißt sie zu füttern.
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